1700 Jahre Sonntag

1700 Jahre freier Sonntag

Das ist ein Grund zum feiern. Nur leider für viele Beschäftigte im Einzelhandel nicht. Immer wieder wird versucht die Sonntage zu öffnen.

Zugegeben unsere Innenstädte brauchen Impulsen, aber das Mittel der Sonntagsöffnung schafft keine Anreize, sonder benachteiligt Familien.

Daher freut es mich das mein Parteigenosse Erich Leichner sich dem Thema angenommen hat. Seine Pressemitteilung könnt Ihr / könne Sie hier nachlesen:

1700 Jahre freier Sonntag 3. März 321 – 3. März 2021

Am 3. März des Jahres 321 n. Chr. machte der römische Kaiser Konstantin den Sonntag per Edikt zum wöchentlichen Ruhetag. Doch auch schon damals gab es Ausnahmen, denn um die Ernte nicht zu gefährden, durfte auf dem Ackern und in den Weinbergen gearbeitet werden.

In den folgenden Jahrhunderten war man sich mehr oder weniger einig, dass ein gemeinsamer Ruhetag eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung hat, da der freie Sonntag die Balance von Arbeit und Ruhe ermöglicht, die Leistungsfähigkeit erneuert und eine kreative Schöpfungspause ist.

Ebenso war es mehr oder weniger Konsens, dass die vielfältigen Beziehungen in denen Menschen leben gemeinsame freie Zeit benötigen und der Sonntag als Tag der Arbeitsruhe für die Erneuerung des gemeinsamen Lebens unersetzlich ist.

Aber Anfang des 19. Jahrhundert fiel durch die Industrialisierung dann nach und nach auch der freie Sonntag. 1854 forderte dann die Innere Mission in einer Denkschrift die Wiedereinführung des bereits verdrängten Sonntages. 1891 wurde durch ein Arbeitsschutzgesetz auch die Sonntagsruhe wieder festgeschrieben und am 1. Oktober 1900 wurde dann das erste Ladenschlussgesetz eingeführt.

In den letzten Jahrzehnten konnte man wieder eine schleichende Aushöhlung des Sonntagsschutzes beobachten. 1987 verlangten Arbeitgeberorganisation den gesetzlichen Sonntagsschutz wieder zu lockern, was von den Gewerkschaften natürlich abgelehnt wurde.  Zwar war man sich einig, dass es für unser Gemeinwohl durchaus Aufgaben gibt, die eine Sonntagsarbeit dringend erfordern. Eine konsumorientierte Ausweitung der Öffnungszeiten im Handel und im Gewerbe ist mit diesem Gemeinwohl aber nicht zu begründen.

In Herne wurde diese schleichende Aushöhlung des Sonntagsschutzes 1996, also vor 25 Jahren, wieder ein Thema, als der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG), der Evangelische Kirchenkreis Herne, die Katholischen Dekanate Herne und Wanne-Eickel, das Evangelische Sozialpfarramt Herne und die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung ein Bürgerbegehren gegen die 1994 eingeführten verkaufsoffenen Sonntage anstrebten. In Herne kauf ich gerne – aber sonntags nie! war damals der Slogan. Man wollte damals zum Ausdruck bringen, dass Herne als Einkaufsstadt wichtig, der Einkauf an einem Sonntag aber nicht notwendig ist. Zwar scheiterte das damals erste Bürgerbegehren in Herne an den erforderten notwendigen Unterschriften, aber das Thema Sonntagsschutz war wieder in vieler Munde.

In der Folgezeit gründeten sich dann „Allianzen für den freien Sonntag“ auf verschiedenen Ebenen. 2006 auf Bundesebene, 2010 auf NRW-Ebene und am 3. März 2011 in Herne und 2012 auf europäischer Ebene. Zwischenzeitlich stellte das Bundesverfassungsgericht 2009 fest, dass nach dem Grundgesetz der Sonntag eben kein Tag wie jeder andere ist und dass er als „Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“ besonders geschützt ist.

1700 Jahre freier Sonntag sind eine Verpflichtung, künftigen Angriffen auf die Arbeitsruhe energisch entgegenzutreten. Durch die Corona-Krise werden die Auseinandersetzungen um den Ruhetag sicherlich wieder zunehmen. Doch der Sonntag braucht heute mehr Schutz, nicht weniger. Er hält die Gesellschaft zusammen – gerade auch in diesen krisenhaften Zeiten.
Der Sonntag gehört nicht der Wirtschaft, sondern der Familie, dem Glauben, der Kultur, dem Sport, der Geselligkeit und der Erholung.